Hallo Felix! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei STYNG kurz vor:
Mein Name ist Felix Marmann, ich bin 26 Jahre alt und komme ursprünglich aus der Nähe von Düsseldorf. Gemeinsam mit meinen beiden Mitgründern Flo und Jonas habe ich STYNG gegründet.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup kurz vorstellen ?
STYNG ist ein Software-enabled Marketplace für Tätowierungen. Wir helfen Tattoo-Enthusiasten dabei, den perfekten Tätowierer zu finden und Studio-Besitzern beim Management der alltäglichen Aufgaben.
Welches Problem wollt Ihr mit STYNG lösen ?
Mit STYNG lösen wir zweierlei Probleme:
- Es ist immer noch ziemlich schwierig, mit wenig Aufwand einen passenden Künstler zu finden. Gerade, wenn man sich noch nicht wirklich in der Szene auskennt. Hierfür haben wir eine Suchmaschine entwickelt, die einem mit wenigen Clicks passende Tätowierer*innen in der Nähe anzeigen kann.
- Außerdem ist unser Ziel, den Tätowierern und Studio-Inhabern das Leben zu erleichtern. Obwohl Tattoos aktuell sehr im Trend liegen, ist die Branche noch nicht wirklich digital. Häufig wird noch mit Stift und Notizheft gearbeitet, um die Kundendaten zu verwalten. Eine solche Arbeitsweise ist ziemlich fehleranfällig und bereitet vielen Künstler*innen Kopfschmerzen. Solche Probleme lassen sich sehr gut mit digitalen Lösungen beheben.
Wie ist die Idee zu STYNG entstanden ?
Während meines Studiums wollte ich mir meine ersten Tattoos zulegen und musste feststellen, dass es eine echte Herausforderung ist, sich als Rookie in die Materie einzufinden. Ich habe dann haufenweise Studios auf Instagram, Facebook und Google verglichen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich einen wirklich guten Überblick über das Angebot gehabt hätte. So sind wir auf die Idee gekommen, ein Vergleichsportal für Tattoo-Studios zu entwickeln.
Wie würdest Du Deiner Großmutter STYNG erklären ?
Wir sind wie die Gelben Seiten, allerdings ausschließlich für Tattoo-Studios.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Unser Konzept hat sich seit unserem Start enorm verändert und wird auch fortlaufend angepasst. Das geht schon beim Namen los: Gestartet sind wir nämlich als „INKD“. Von diesem Namen haben wir allerdings aus Sorge um potentielle Rechtsstreitigkeiten mit einem großen Branchen-Player Abstand genommen.
Auch unser Fokus hat sich seit Beginn verändert. Wie bereits erwähnt, haben wir unser Angebot einer reinen Vergleichsplattform um Software-Lösungen erweitert.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir verfolgen einen Freemium-Ansatz. B2B-Nutzer können sich kostenlos einen Account erstellen und auch eine Reihe von kostenlosen Funktionen benutzen. Für den vollen Funktionsumfang wird dann eine monatliche Abo-Gebühr fällig.
Wie genau hat sich STYNG seit der Gründung entwickelt ?
Wir sind gestartet in unserer Studentenbude in Mannheim, aber sind dann relativ schnell nach Karlsruhe gezogen, weil wir hier in das Inkubator-Programm des CyberLabs aufgenommen wurden. Dort hatten wir dann Zugang zu erfahrenen Mentoren und Coaches und konnten auch erste Kontakte zu Investoren knüpfen. Die Zeit dort hat unser Startup auf jeden Fall auf ein neues Level gebracht.
Im April und Juli 19 haben wir dann unsere ersten beiden Angel-Runden gemacht, welche uns erlaubt haben, ein kleines Team aufzubauen und in ein eigenes Büro umzuziehen. Bis dato haben wir ja nur im Gründungsteam an dem Projekt gearbeitet und mussten auch nebenbei noch Geld verdienen, um unsere Rechnungen zu bezahlen. Das war also auch nochmal eine wichtige Entwicklungsstufe für uns.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wenn man alle Werkstudenten, Praktikanten und Freelancer dazuzählt sind wir aktuell ca. 12 Leute, die an dem Produkt arbeiten. Was unsere Kunden angeht konnten wir bisher sowohl auf B2B- als auch auf B2C-Seite mehrere Tausend Nutzer für STYNG begeistern.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Puhh… Da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll. Fehler machen ist ein so elementarer Bestandteil beim Startup-Gründen. Wir hatten zum Beispiel immer wieder mit Defokussierung zu kämpfen. Das klingt jetzt vielleicht komisch, weil das ja etwas ist, was eigentlich dick in jedem Startup-Buch drinsteht, aber obwohl wir es eigentlich besser wussten, haben wir uns immer wieder zu Dingen hinreißen lassen, die im ersten Moment cool klangen, aber am Ende des Tages dann doch nicht wirklich sinnvoll für die Makro-Strategie waren.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Laser Fokus! Wir haben uns mittlerweile angewöhnt, ständig Reality-Checks durchzuführen, um aus der Vogelperspektive zu bewerten, ob sich das Feature, Projekt o. Ä. auch wirklich lohnt und ob es zur Gesamtstrategie passt.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ich glaube ein wichtiger Faktor für uns war, dass wir immer authentisch geblieben sind und wir uns nicht verkünstelt haben. Wir haben eine starke Firmen-Kultur und einen super Zusammenhalt im Team. Dazu gehört unter anderem, dass wir klare Werte haben, die auch im Alltag umgesetzt werden. Bei uns im Büro gibt es beispielsweise keine Plastik-Flaschen und es wird ausschließlich vegan gekocht.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir hatten das Glück, dass wir Partner gefunden haben, die uns bis hier hin finanziell unterstützt haben. Wir haben bis jetzt zwei Pre-Seed-Finanzierungsrunden mit Business Angels aus Karlsruhe und Stuttgart und der L-Bank durchgeführt. Das hat uns erlaubt, uns erstmal voll und ganz auf die Produktentwicklung fokussieren zu können.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Unser Ziel ist es, erstmal eine stabile Kundenbasis in Deutschland aufzubauen, weitere Funktionen rauszubringen und einen noch besseren Product-Market-Fit zu finden. Wenn dieser Schritt geschafft ist, ist natürlich auch eine Expansion in weitere europäische Länder denkbar, aber eins nach dem anderen!
Vielen Dank für das Interview.