Martin Azzouni von property rights ai.gents im Interview

Hallo Martin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei property rights ai.gents kurz vor:

Das Team besteht im Kern aus meiner Wenigkeit in Personalunion sowie vielen Unterstützern im Hintergrund. Zum Netzwerk von property rights ai.gents gehört die TTI GmbH, wo ich mit meinem Unternehmen ansässig bin, ehemalige Kollegen und Betreuer am Fraunhofer IAO in Stuttgart sowie an der TU München als auch Anteilseigner und der erste Kunde, die Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek am wichtigsten europäischen Patentverletzungsgerichtstand in Düsseldorf.

Welches Problem wollt Ihr mit property rights ai.gents lösen ?

Patentverletzungsverfahren und Patentnichtigkeitsverfahren sind für Unternehmen häufig eine sehr kritische Situation. Wenn das eigene, auf dem Markt befindliche Produkt ein Patent oder Gebrauchsmuster verletzt oder andersherum ein Patent oder Gebrauchsmuster ohne Lizenzgebühren durch ein Produkt auf dem Markt umgangen wird, steht eine potentielle Patentverletzung im Raum. Damit verbunden ist auch meistens eine Nichtigkeitsklage der gegnerischen Partei, um weitere Patentverletzungsverhandlungen zu unterbinden. Nicht selten geht es dabei um weltweite Millionen- oder Milliardenumsätze wie beim gerichtlichen „Smartphone-Krieg 2012“. Entscheidend ist hierbei der jeweilige Gutachter mit seinem Gutachten, auf dessen Ergebnisse Richter Ihre Entscheidungen unter anderem & vorrangig stützen. Wir wollen erstmalig Transparenz mittels Digitalisierung ins Gutachterwesen im Patentwesen bringen und es ermöglichen, dass die bestmöglichen Gutachter national und international gefunden werden. Dies geschieht mit Hilfe von KI-gestützter Software, die exakt an Streitmerkmalen von Patentansprüchen im Zusammenhang mit mindestens dem gesamten Patentdokument theoretische Gutachter ableitet, mit denen wiederum reale Gutachter ermittelt werden. Dies steigert nicht nur die Qualität durch die eingesetzten Gutachter und deren Gutachten, sondern macht das Gutachterwesen diesbezüglich auch transparent, was Korruption und Seilschaften durch überteuerte & wahrscheinlich schlechtere Gutachten verhindert.

Wie ist die Idee zu property rights ai.gents entstanden ?

Ganz zu Beginn standen Vorlesungsbesuche an der TU München bei Gastdozentin Prof. Dr. Toshiko Takenaka, Patentrechtsexpertin aus Japan, sowie dem Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsrecht und Geistiges Eigentum Prof. Dr. jur. Christoph Ann, LL.M. (Duke Univ.), die uns Studenten aufzeigten, welche gewaltige Branche hinter dem Patenwesen steht. Weltweiter Patenthandel ist mittlerweile ein eigenständiger Milliarden-€ schwerer Wirtschaftszweig, die Zahl an Patentanmeldungen steigt stetig an und die Gerichtsverhandlungen in Patentstreitigkeiten werden international immer teurer, umfangreicher und komplexer. Patentklagen sind zum Geschäftsmodell geworden.

Als Dr. jur. Anton Horn von der Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek einen Gastvortrag zum Thema Patentverletzung einschließlich echten, abgeschlossenen Gerichtsfällen hielt, wurden fehlende Digitalisierungslösungen bemängelt, da ja das Patentwesen und die diesbezüglichen Patentwelten seitens der Patentämter und zum Teil Patentanwaltskanzleien schon hervorragend digitalisiert waren, jedoch kaum bis gar nicht im Bereich der Patentstreitigkeiten, allen voran die Patentverletzungsverfahren. Dies war für mich schlussendlich Auftakt in diesem Bereich meine Masterarbeit zu verfassen.

Es benötigte auch tatsächlich vier Anläufe innerhalb der Masterarbeit, bis ich überhaupt potentielle Digitalisierungsfelder ausfindig gemacht hatte, wo wiederum eine Nachfrage durch eine Wirtschaftskanzlei im Patentrecht oder ein Gericht bestand und die auch wirklich juristisch Sinn machten.

Das einzige Digitalisierungsfeld, was schlussendlich hierbei wirklich einen entscheidenden Einfluss auf die Gerichtsverhandlungen in Patentverletzung hatte, war die Qualität der Gutachten, die von echten Gutachtern stammten. Entsprechend musste der bestmögliche Gutachter nun gefunden werden. Die Mammutaufgabe bestand nun darin mit einem mathematischen Konstrukt Streitmerkmale von Patentansprüchen digital mit solchen potentiellen Gutachtern in Verbindung zu bringen.

Aus diesem mathematischen Konstrukt wurde eine sehr gute Masterarbeit mit der Note 1,0. Und aus der Masterarbeit wurde ein Unternehmen:

property rights ai.gents

Wie würdest Du Deiner Großmutter property rights ai.gents erklären ?

„Patent wird eingelesen – Experte wird gefunden“

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Das Konzept an sich hat sich nicht verändert. Jedoch konnte man mit meinem mathematischen Konstrukt hinter der KI-Software-Architektur dermaßen viele Lösungen im Patentbereich bedienen, dass man sich erst einmal darauf konzentrieren musste, nur einen Markt, nämlich den zur Gutachterermittlung in Patentstreitigkeiten, zu unterstützen.

Das Potential in der Patentbranche als Ganzes ist aber gewaltig, wenn man bedenkt, dass man Bereiche wie Patentnichtigkeitsrecherche oder Patent bezogene Produktpiraterieermittlung KI-gestützt digitalisieren und somit stark verbessern oder gar erst ermöglichen kann. Denn das, was ich bisher bei den großen IT-Konzernen gefunden und selber teilweise genutzt habe, war unzureichend, um wirklich nahezu Alles an Gegenhaltungen oder Produkten online zu finden.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass wir von Wirtschaftskanzleien, Patentanwaltskanzleien, Patent(mit)inhabern oder Gerichten in Patentstreitigkeiten beauftragt werden, auf Basis von Streitmerkmalen in Ansprüchen eines Patentes oder Gebrauchsmusters geeignete theoretische Gutachtergruppen, sowie anschließend reale Gutachter ermitteln, denen angeboten wird ein Gutachten zum Patentstreitsachverhalt zu verfassen. Dies gibt wiederum diesen Gutachterpersonen die Möglichkeit bezahlt ein Gutachten zu erstellen. Wir suchen also gegen Entlohnung den für jeden Patentstreitfall nahezu idealen Durchschnittsfachmann oder die ideale Durchschnittsfachfrau mit ihren Gutachten.

Wie genau hat sich property rights ai.gents seit der Gründung entwickelt ?

Es gab drei Entwickungsstufen. Die erste Entwicklungsstufe bestand darin eine Masterarbeit mit echtem wertschöpfendem Inhalt zu entwickeln. Dies erforderte viel Know-how in den drei Bereichen Ingenieurwissenschaften, Mathematik sowie Patentrecht. In der zweiten Entwicklungsstufe ging es darum eine geeignete Softwarearchitektur einschließlich einer geeigneten internen Standardisierung zu entwickeln. Als dritte Stufe erfolgte dann der unternehmerische Aspekt mit dem Entwickeln von Corporate Design, Marken, Businessplänen, Geschäftsmodellausformulierungen, Preismodellen, dem Einzug in die TTI GmbH in Stuttgart sowie dem Start bzw. Launch der Homepage von property rights ai.gents (www.pra-software.com).

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Schief gegangen ist nicht wirklich etwas. Man wünschte sich manchmal nur, dass die Finanzierung anfangs deutlich schneller und besser liefe. Aber da wir zweieinhalb Jahre verdeckt dieses Unternehmen aufgebaut hatten, war dies auch leider nicht anders möglich gewesen. Ich denke jetzt kann man aber mit voller Pracht vor potentielle Investoren treten und gleichzeitig den Markt vollends bedienen.

Ich verwende sowieso nie Formulierungen wie „schief laufen“ oder „scheitern“, weil bestimmte Ereignisse wie das vierfache Ausprobieren innerhalb der Masterarbeit, das eigentliche Erstellen von Softwarearchitekturdokumenten für eine potentielle Patentanmeldung, die wir aber aus Geheimhaltungsgründen zurückgezogen haben, nur dazu geführt haben, dass Wertschöpfungswege ausgerichtet, optimiert und sichtbar wurden und somit überhaupt erst diese Unternehmensexistenz von property rights ai.gents ermöglicht wurde.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Fehler machen an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit sind die eigentlichen Optimierungen und somit Gewinnbringer des Unternehmens.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Ich war mir ziemlich sicher, dass das Ausprobieren innerhalb der Masterarbeit zum eigentlichen Ergebnis führen würde, obwohl ich vorher gar keine Ahnung hatte, wie so ein Patentverletzungsverfahren abläuft. Durchhalten war entsprechend die erste richtige Entscheidung. Die zweite richtige Entscheidung war es ans Fraunhofer IAO zu Dr.-Ing. Yvonne Wich zu gehen, um mit echten Experten auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten und um auch von diesen zu lernen. Ich hatte wirklich erst dort gelernt, wie man digitale Geschäftsmodelle aufstellt und umsetzt. Die dritte richtige Entscheidung war es über die TTI GmbH auszugründen und das Unternehmen im vollen Corporate Design der Öffentlichkeit im November 2021 zu präsentieren.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Aktuell ist das Unternehmen durch mich und einen weiteren Anteilseigner finanziert.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Der Service von property rights ai.gents läuft aktuell über meine Kompetenzen, Erfahrungen und Fertigkeiten in Verbindung mit speziellen Teilsoftwarelösungen. In den nächsten 12 Monaten wäre es das Ziel zusammen mit der Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, aber auch anderen potentiellen Neukunden, weitere Patentverletzungsverfahren zu analysieren, um die KI-Software von property rights ai.gents zu trainieren.

Darüber hinaus sollen auch Investoren dafür begeistert werden in uns zu investieren, um eine ganzheitliche Software als Cloud-Lösung in Form eines Software-as-a-Service (SaaS) auf den Markt zu bringen. Damit könnten wir weltweit operieren. Die KI-Software soll schlussendlich mich mit meinen Fertigkeiten und Fähigkeiten ersetzen.

Vielen Dank für das Interview.

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